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Supervision : Systemische Supervision

Systemische Supervision

Eine Vielfalt von Bedeutungen

Was heißt eigentlich Supervision? Mehrere Antworten sind denkbar. Im spieltheoretischen Sinne können wir Supervision als einen Interaktionsprozeß zwischen zwei oder mehreren Personen beschreiben, der mehr oder weniger regelgeleitet und zielorientiert abläuft und mit mehr oder weniger Spaß für die Beteiligten verbunden ist. Neben dieser eher funktionalen Beschreibung läßt sich Supervision auch historisch begreifen. Abhängig von Zeit und Raum lassen sich unterschiedliche Kontexte von Supervision ausfindig machen, die jeweils unterschiedliche Bedeutungen von Supervision implizieren. Historisch gesehen hatte Supervision für den industriellen Kontext im US-amerikanischen Raum, wo der Begriff zunächst auftauchte, die Bedeutung von Inspektion im Produktionsbereich. Die SupervisorIn sollte die Herstellung einwandfreier Produkte garantieren (Brandau 1991).

Im Helferkontext wurde der Begriff der Supervision dann im sozialarbeiterischen Feld übernommen. Der Supervisionstätigkeit wurde eine Doppelfunktion von Kontrolle und Hilfestellung zugeschrieben. Kontrolle im Sinne der Wohlfahrtsverbände, die Sozialarbeit bezahlten und für diese Finanzierung eine an ihre Richtlinien angepaßte Arbeit verrichtet sehen wollten. Hilfestellung im Sinne der Sozialarbeiter, die durch die verbindliche Integration von Supervision in die Sozialarbeiterausbildung eine Möglichkeit hatten, sich zusätzliches praktisches und theoretisches Wissen anzueignen. In der Regel übte ein institutionsinterner Vorgesetzter die Supervision aus. Strukturell war dies eine Kontextvermischung zwischen Bewertung der beruflichen Qualifikation und Hilfsangebot.

Im psychoanalytischen Feld war Supervision zu Beginn vor allem im Ausbildungskontext in Form von Kontrollanalyse angesiedelt. Auch hier lag die Gefahr einer Kontextvermischung auf der Hand, nun allerdings zwischen den Ebenen Ausbildung und Therapie. Da die Institutionen sowohl im sozialarbeiterischen als auch im psychoanalytischen Feld zunächst außerhalb des Rampenlichts blieben, hatte die Supervisionstätigkeit in der kritischen Zeit der 1970er Jahre zudem den Ruf, Anpassungsarbeit zu leisten.

Alle diese Bedeutungsvarianten von Supervision - Inspektion, Garantie, Kontrolle, Wissensvermittlung, Hilfestellung, Anpassung - und die verschiedenen Kombinationen derselben sind nicht nur von historischer Bedeutung, sondern im Kontext heutiger Supervision potentiell nach wie vor vorhanden, und es macht einen beträchtlichen Unterschied, ob in der konkreten Supervisionsarbeit die eine oder die andere Bedeutung favorisiert wird. Im Ÿbrigen sind mit den verschiedenen Bedeutungen von Supervision Einladungen zu bestimmten Spielen verbunden, die sowohl SupervisandInnen als auch SupervisorInnen mehr oder weniger viel Spaß machen können.

Neben der funktionalen und der historischen Betrachtungsweise scheint eine weitere Perspektive für die Begriffsanalyse von Supervision von Bedeutung zu sein, nämlich der Blick auf die Wortquelle selbst. Untersucht man den lateinischen Ursprung des Begriffs näher, stellt man fest, daß "super videre" wörtlich genommen "von oben betrachten", "überblicken" heißt oder freier mit "auf die Metaebene gehen", "eine Außenperspektive einnehmen", übersetzt werden kann.

Die etymologische Bedeutung bringt uns dem näher, was wir heute unter systemischer Supervision verstehen: Das Einnehmen einer Außenperspektive bei der Betrachtung eines Interaktionsprozesses. Der Blick von außen ermöglicht es den Beteiligten, die Spielregeln und die Zielrichtungen eines Geschehens zu erkennen, und sie erleichtert es, eben dieses Geschehen durch das Schaffen neuer Optionen zu beeinflussen.

Zudem machen uns die Kybernetik zweiter Ordnung (Hoffmann 1985 und Keeney 1983) und die verschiedenen konstruktivistischen Ansätze (von Foerster 1985 und von Glasersfeld 1987) darauf aufmerksam, daß BeobachterIn und beobachtete Welt miteinander in einer interdependenten Beziehung stehen. Die konstruktivistische Perspektive öffnet den Blick dafür, daß SupervisorIn und SupervisandInnen gemeinsam institutionelle und persönliche Wirklichkeiten hervorbringen. Der Blick aus der Außenperspektive ist allerdings keinesfalls allein der SupervisorIn vorbehalten, und er wechselt sich zudem, da die SupervisorIn selbst Teil des Systems ist, mit dem Blick aus der Innenperspektive ab.

Ebbecke-Nohlen, Andrea (1997): Supervision zwischen Auftragsklärung und Prozeßgestaltung. In: Zeitschrift für systemische Therapie. Heft 1. Dortmund. Modernes Lernen. Borgmann.

 

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